Konfrontativ-Training (KT)
Nehmen gewalttätige Auseinandersetzungen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu?
Verfolgt man aufmerksam die diesbezügliche Berichterstattung der gängigen Medien in den vergangenen Jahren, so begegnet einem verstärkt die Thematisierung derartiger Phänomene, die zeitweilig zu
Beunruhigung und Sorge in der Öffentlichkeit führen.
Auch in den Sozialen Trainingskursen ist eine Steigerung des Aggressionspotentials der Teilnehmer*innen zu beobachten, die ihrerseits von einer Zunahme gewalttätigen Verhaltens in ihrem Umfeld berichten. Die sich verändernden Lebenswelten Jugendlicher und Heranwachsender stellen neue Herausforderungen an unsere Mitarbeiter*innen und an unsere pädagogische Arbeit.
Gerade in der Adoleszenz können besonders gefährdete Jugendliche in Entwicklungskrisen geraten, die Ausdruck in besonders aggressiv verübten Straftaten finden. Bisherige scheinbare Lösungsstrategien bieten keine ausreichende Grundlage für die Entwicklung notwendiger Reifeprozesse und bergen die Gefahr, die schädigende Symptomatik dauerhaft zu verfestigen.
Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Teilnehmer*innen sich in vielen Situationen durchaus regelkonform verhalten können, arbeiten wir zum einen an der Erweiterung ihres Handlungsspielraums als auch mittels spezieller Übungen an der Erprobung neuer Handlungsstrategien. Ziel dieser Übungen ist, zu befähigen, anders als bislang auf aggressiv wahrgenommene Reize reagieren zu lernen.
Der multimodale Aufbau des Konfrontativ-Trainings bietet strukturierte Hilfestellungen u.a. zur
Überprüfung der eigenen Wahrnehmung, Erweiterung der Moralstufe, bei der Vermittlung von Perspektivwechsel sowie der Fähigkeit zur Empathie und Reflexion. Das Trainieren gewaltloser
Formen der Konfliktbewältigung führt zur Verbesserung von Kommunikation und Kooperationsfähigkeit der Teilnehmer*innen. Die Fähigkeit, sich bewusst für das eigene Handeln entscheiden zu können und
damit das (Wieder-)Erlernen von Verantwortung bildet den Schwerpunkt des Konfrontativ-Trainings. Insofern trägt das Training seinem Selbstverständnis nach auch dem Präventionsgedanken im
Jugendstrafrecht wie auch in der Jugendhilfe Rechnung.
In Abgrenzung zu den bisherigen Teilnehmern unserer Sozialen Trainingskurse, deren delinquentes Verhalten im Rahmen ihrer Adoleszenz einzuordnen ist und die eher kontextorientierter Maßnahmen bedürfen, bietet das Konfrontativtraining intensive, personenzentrierte Entwicklungsinterventionen für die jugendlichen bzw. heranwachsenden Straftäter*innen mit kontinuierlicher Delinquenz. Nur so kann eine Grundlage für nachhaltige Reifeprozesse geschaffen werden, die einen wirksamen Schutz vor hohen Rückfallquoten erheblich gewalttätiger Jugendlicher und Heranwachsender bietet.
Zielgruppe:
Jugendliche, Heranwachsende oder junge Erwachsene, die durch kontinuierlich gewalttätiges Verhalten auffällig waren. Die Bereitschaft zur Teilnahme sowie das Beherrschen der deutschen Sprache sollten vorhanden sein. Bei Vorliegen eines psychiatrischen Krankheitsbildes oder bei schwerer Drogenabhängigkeit ist eine Teilnahme nicht geeignet.
Die Trainings dauern je nach richterlicher Weisung drei oder sechs Monate bei wöchentlichen Treffen, hinzu kommen Einzeltermine zur Aufarbeitung der persönlichen Hintergründe für die Gewaltbereitschaft.
Rechtliche Grundlagen können sein: §§ 10 / 23 JGG oder 56c / 68b, 68f StGB